Das Ritual beginnt: Seife, Wasser, Handtuch. Immer wieder, bis die Haut wund ist. Der innere Drang kann gestillt werden. Jede Berührung der Haut fühlt sich zunächst gut an, fast erleichternd, aber dann wächst der Zwang, immer weiter zu schrubben, bis die Haut rot und wund ist. Der Gedanke schmutzig zu sein, lässt keine Ruhe.
Der Waschzwang, auch bekannt als Händewaschzwang, Körperpflegezwang oder Hygienezwang, ist eine spezifische Form der Zwangsstörung (OCD – Obsessive Compulsive Disorder). Waschzwang äußert sich durch wiederholte, zwanghafte Handlungen, bei denen Betroffene übermäßig häufig ihre Hände waschen, sich duschen oder andere Hygienemaßnahmen ergreifen. Er entwickelt sich häufig aus einer übermäßigen Angst vor Verunreinigung oder Ansteckung. Der Begriff „Zwangsneurose“ wird oft synonym verwendet, um die gesamte Gruppe von Zwangsstörungen zu beschreiben.
Was ist einen Zwangsstörung?
Wiederkehrende, unerwünschte wiederholte Verhaltensweisen können Zwangsstörungen sein und gelten als psychische Erkrankungen. Betroffenen sind sich ihrer irrationalen Sorgen durchaus bewusst, sind aber dennoch nicht in der Lage, zu verhindern, diesen zwanghaften Handlungen nachzugeben. Ein Waschzwang wird dann als krankhaft eingestuft, wenn die Symptome – sei es in sozialen Beziehungen, am Arbeitsplatz oder in der persönlichen Hygiene – signifikante Alltagsprobleme verursachen. Wenn die Betroffenen viel Zeit mit diesen Handlungen verbringen, die über eine Stunde pro Tag hinausgeht, ist dies ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung.
Wann beginnt der Waschzwang?
Obwohl der Waschzwang und andere Zwangsstörungen in jedem Alter auftreten können, zeigen viele Betroffene Anzeichen meist ab dem 18. Lebensjahr. In dieser Lebensphase können die Symptome durch den Übergang zu mehr Unabhängigkeit, Stress im Studium, in der Ausbildung oder im Beruf sowie durch soziale Herausforderungen verstärkt werden. Bei einigen Betroffenen können erste Anzeichen bereits in der Kindheit oder Jugend auftreten, häufig zwischen vom sechsten und 15. Lebensjahr. Dabei können Kinder oft ihre Ängste und Zwänge nicht beschreiben. Ihre Symptome zeigen sich stattdessen eher in ihrem Verhalten, die Eltern und Lehrer oftmals als übertrieben und nicht angemessen wahrnehmen. Dabei kann es entscheidend sein, die Zwangsstörung möglichst früh zu erkennen und einzugreifen, um Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen rechtzeitig zu helfen.
Wie äußert sich ein Waschzwang?
Die Symptome eines Waschzwangs können variieren und beinhalten typischerweise häufiges und übermäßiges Händewaschen, wiederholtes Duschen oder Baden, übermäßiges Reinigen von Gegenständen oder Räumen und die Vermeidung von Situationen, in denen einen vermeintliche Kontamination stattfinden könnte. Bei Zwangsneurosen können auch andere Zwangshandlungen auftreten, wie beispielsweise das Zählen, Überprüfen oder das Ausführen bestimmter Rituale, um Angstzustände zu reduzieren.
Ursachen: Wie wird ein Waschzwang ausgelöst?
Der Waschzwang kann durch viele Faktoren ausgelöst werden. Hohe Belastungen, beruflich wie privat können die Symptome verstärken. Weitere Auslöser können traumatische Erlebnisse oder extrem belastende Ereignisse sein. Auch genetische Faktoren, wie eine familiäre Vorbelastung, können das Risiko erhöhen, an Zwangsstörungen zu erkranken. Auch bestimmte Erziehungsstile können eine Zwangsstörung begünstigen, wobei sie niemals alleine für die Erkrankung verantwortlich sind. Darüber hinaus können neurobiologische Faktoren eine Rolle spielen, bei denen bestimmte Hirnbereiche der Betroffenen hyperaktiv sind. Zudem können auch Umweltfaktoren, wie gesellschaftliche Normen und Werte in Bezug auf Hygiene einen Grund für einen Waschzwang darstellen.
Folgen des Waschzwangs
Die Folgen eines Waschzwangs reichen von emotionalen Belastungen wie Angst und Depression bis hin zu physischen Problemen wie Hautreizungen durch übermäßiges Waschen. Soziale Isolation und Einschränkungen im Berufsleben können die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Behandlung und Maßnahmen <H2>
Als Behandlungsmaßnahme erfolgt in der Regel eine Kombination aus Psychotherapie und medikamentöse Therapie mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Häufige Therapieansätze sind die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die den Betroffenen hilft, dysfunktionale Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern. Hinzu kommt die Konfrontations- oder Expositionstherapie, bei der Betroffene gezielt mit den Situationen konfrontiert werden, die ihre Ängste auslösen, um ihre Reaktionen zu desensibilisieren.
Bezug zu Pflegekräften
Für Pflegekräfte ist es schwierig, ein Bewusstsein für Zwangsstörungen wie den Waschzwang zu entwickeln, da sie häufig in Situationen arbeiten, in denen Hygiene und Sauberkeit eine zentrale Rolle spielen. Hier ist Empathie, Geduld und Verständnis für den Patienten gefragt.
In einem Altenheim beispielsweise setzen Pflegekräfte gezielte Maßnahmen ein, um Bewohner mit Zwangsstörungen zu unterstützen. Zunächst prüfen sie, ob der Bewohner seine Zwangshandlungen einstellen kann, wenn er dazu aufgefordert wird. In Einzelfällen kann es hilfreich sein, notwendige Gegenstände, die mit den Zwangshandlungen verbunden sind, vorübergehend wegzunehmen und dabei die Reaktionen des Bewohners sorgfältig zu beobachten, da diese oft in abgewandter Form fortgeführt werden.
Zwangshandlungen, die Körper oder Eigentum gefährden, werden sofort gestoppt. Um den Bewohner abzulenken, bieten die Pflegekräfte alternative Beschäftigungen wie hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Fernsehen oder Musik hören an. Sie ermutigen den Bewohner zudem, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.
Sind Fortschritte erkennbar und finden Zwangshandlungen vorübergehend nicht statt, reagieren Pflegekräfte mit einem unmittelbaren Lob. Zudem motivieren sie ihn, mögliche Rückschläge nicht als Misserfolge zu betrachten. Die Überwindung einer Zwangsstörung braucht Zeit und kann oft Jahre in Anspruch nehmen.
Gemeinsam mit den behandelten Psychotherapeuten arbeiten Pflegekräfte daran, eine mögliche medikamentöse Behandlung zu prüfen, wie z. B. mit Antidepressiva. Gleichzeitig wird eine Verhaltenstherapie empfohlen. Zwangshandlungen sollten schrittweise abgebaut werden, ohne sich in die Rituale des Bewohners hineinziehen zu lassen. Dadurch wird vermieden, dass die Intervention des Pflegepersonals zu einem festen Bestandteil der Zwangshandlung wird.
Um besser auf die Bedürfnisse und Herausforderungen ihrer Patienten einzugehen, sind Schulungen und das Sensibilisieren für Zwangsstörungen für Pflegefachkräfte sehr hilfreich. Auch regelmäßige Supervisionstermine unterstützen zusätzlich, um die mentale Herausforderung im Umgang mit Patienten mit Zwangsstörung besser zu verarbeiten.
Fazit
Pflegekräfte sollten im Umgang mit Patienten, die unter Waschzwang, Zwangsstörungen und Zwangsneurosen leiden über das notwendige Fachwissen und die Ressourcen verfügen. Dabei ist das Verständnis für eine frühzeitige Erkennung der Zwangsstörung entscheidend, um Betroffene angemessen zu unterstützen und ihnen zu helfen, ein erfülltes Leben zu führen.