Über eine Millionen Menschen absolvieren jährlich einen Erste-Hilfe-Kurs in Deutschland. Dadurch sind sie Ersthelfer und können in Notfallsituation entsprechend reagieren und Erste Hilfe leisten.

Nach dem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein denken jedoch viele nicht mehr daran, ihre Erste Hilfe Kenntnisse aufzufrischen und besuchen ohne konkreten Anlass keinen Kurs mehr. Dabei empfiehlt es sich, alle zwei bis drei Jahre das Know-how als Ersthelfer zu erneuern, um in Notfällen schnell und vor allem richtig reagieren zu können.

Erste-Hilfe-Kurs – wichtige Inhalte

Ein Erster-Hilfe-Kurs umfasst sowohl theoretische als auch praktische Elemente. Die Ersthelfer werden darin auf mögliche Krankheits- oder Unfallsituationen geschult, wie sie häufig im Alltag auftreten.

Neben gesonderten Erste-Hilfe-Kursen (z.B. Erste Hilfe an Kleinkindern, bei Sportunfällen oder für pädagogisches Fachpersonal) umfassen die Grundlagen eines gängigen Erste-Hilfe-Kurses folgende Bereiche:

  • Helfen in Unfallsituationen unter Beachtung des Eigenschutzes im Straßenverkehr
  • Lebensrettende Sofortmaßnahmen wie stabile Seitenlage und Herz-Lungen-Wiederbelebung
  • Gelenkverletzungen und Brüchen stabilisieren
  • Allgemeine Wundversorgung
  • Erstversorgung von Verbrennungen
  • Hitze- und Kälteschäden
  • Vergiftungen und Verätzungen
  • Herzinfarkt und Schlaganfall erkennen

Werden diese Kenntnisse nicht regelmäßig wiederholt oder geübt, geraten sie in Vergessenheit. Zudem ändern sich medizinische Techniken und Verfahren regelmäßig, weshalb sich Ersthelfer durch eine Wiederauffrischung zusätzlich auf den neuesten Stand bringen. Nicht zuletzt entstehen nur durch regelmäßiges Wiederholen routinierte Abläufe, sodass in Notsituationen keine Sekunde mit Überlegen verloren geht.

Erste Hilfe Leisten – was für Ersthelfer wichtig ist

In Deutschland kann theoretisch jede Person zum Ersthelfer werden, denn das Leisten von Erster Hilfe in Notfallsituationen ist hierzulande Pflicht. Es wird von Ersthelfern zumindest erwartet, den Notruf zu wählen und bis zum Eintreffen der Rettungskräfte am Ort des Geschehens zu bleiben.

Notruf absetzen

Selbst wer sich mit einer Notsituation überfordert fühlt oder keine Erste Hilfe Kenntnisse hat, kann zumindest den Notruf unter 112 verständigen oder andere Personen für die Erste Hilfe heranziehen. Dem Notruf müssen die fünf W-Fragen zum Unglück beantwortet werden:

  • Wo ist die Notfallsituation?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Personen sind betroffen / verletzt?
  • Welche Verletzungen sind erkennbar?
  • Warten auf Rückfragen durch den Notruf!

Nach dem abgesetzten Notruf bleiben Ersthelfer am Ort des Geschehens, leisten Erste Hilfe oder bleiben an der Seite der betroffenen Person, ermutigen diese und lassen sie bis zum Eintreffen der Rettungskräfte nicht allein.

Erste Hilfe – so gehts! *

Bevor die Ersthelfer loslegen, müssen sie unbedingt auf ihren Eigenschutz achten. Hierzu gehört z.B. bei Verkehrsunfällen das Tragen einer Warnweste und Aufstellen des Warndreiecks. Für die Wundversorgung sind möglichst immer Einmalhandschuhe aus einem Verbandskasten zu tragen.

Nachdem der Notruf abgesetzt und die Sicherheit der Ersthelfer vor Ort gewährleistet ist, gilt es zunächst die Vitalfunktion der betroffenen Person zu überprüfen:

  • Ist sie ansprechbar?
  • Atmet die Person?
  • (Gibt es einen Herzschlag/Puls)

Je nach Vorhandensein aller oder nur einer dieser Voraussetzungen, richten sich die weiteren Erste Hilfe Maßnahmen durch den Ersthelfer. Folgende gehören zum Standardrepertoire eines Ersthelfers:

Stabile Seitenlage: Die Person atmet, ist jedoch nicht mehr ansprechbar? Dann sollte sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dadurch werden die Atemwege freigehalten und die Erstickungsgefahr wird reduziert, da Blut und Erbrochenes ablaufen können.

Herz-Lungen-Wiederbelebung: Wenn die betroffene Person nicht mehr atmet und keinen Herzschlag/Puls mehr hat, muss sie durch den Ersthelfer beatmet bzw. wiederbelebt werden. Für die Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase Beatmung die Atemwege freimachen, den Kopf nach hinten neigen und das Kinn anheben. Die Beatmung erfolgt zweimal und im Wechsel (30:2) mit der Herzdruckmassage.

Herz-Lungen-Wiederbelebung (mit Herzdruckmassage): Sollten Atmung und Herzschlag bei einer bewusstlosen Person fehlen, muss im 30:2-Wechsel zur Beatmung eine Herzdruckmassage durchgeführt werden. Hierzu wird der Handballen auf der Mitte des Brustkorbs platziert und dieser zusammen mit dem Druck von der anderen Hand und ausgestreckten Armen für fünf bis sechs Zentimeter eingedrückt. Der Vorgang erfolgt 30-mal im Rhythmus von 100-120 mal pro Minute, gefolgt von der Beatmung (2x).

Blutung Stillen: Im Erste-Hilfe-Kurs lernen die angehenden Ersthelfer Techniken zur Versorgung von Verletzungen wie das Stillen von Blutungen mithilfe der richtigen Anlegung eines Druckverbands. Hierbei werden Mullbinden, Wundauflagen und anderes Verbandsmaterial verwendet.

Der Erste-Hilfe-Kurs beinhaltet noch weitere Inhalte zur Versorgung von Verletzungen und Erkrankungen. Ob im Fall von Knochenbrüchen, Herzinfarkt oder sonstigem Unfallgeschehen – die Ersthelfer sollen lernen, schnell und richtig in Notfallsituationen zu reagieren und bis zum Eintreffen der Rettungskräfte die Stellung zu halten.

Erste Hilfe Kasten: Das gehört in den Verbandskasten

Egal ob im Auto, im Büro oder zu Hause. Ein vollständig ausgestatteter Verbandskasten sollte jederzeit griffbereit sein, sodass Ersthelfer im Notfall darauf Zugriff haben.

Der Verbandskasten im Auto unterscheidet sich dabei allerdings vom Verbandskasten im Betrieb oder einer gut ausgestatteten Hausapotheke.

Erste Hilfe Kasten im Auto

Der Verbandskasten im Auto hat oftmals eher das Format einer handlichen Verbandstasche, beinhaltet jedoch alles für den Notfall erforderliche Verbandsmaterial. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, dass alle wichtigen Verbandsmaterialien im Erste Hilfe Kasten im Auto enthalten sind, sollte darauf achten, dass dieser der Norm DIN 13164 entspricht.

Angefangen beim Pflaster, über die Mullbinde bis zum Dreieckstuch – Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bietet auf seiner Website eine Auflistung aller erforderlichen Materialien, die ein Erste Hilfe Kasten im Auto benötigt.

Verbandskasten DIN 13157 – „Kleiner Verbandskasten für Betriebe”

In Betriebsräumlichkeiten müssen ebenfalls Erste Hilfe Kästen frei zugänglich aufgehängt werden. Diese sind dann vom Inhalt deutlich umfangreicher.

Ein Erste Hilfe Kasten nach DIN 13157 ist für Betriebe, Baustellen und öffentliche Einrichtungen konzipiert. Er enthält eine grundlegende Erste Hilfe Ausstattung, mit der in Notfällen wichtige Maßnahmen zur Versorgung ergriffen werden können.

Verbandmaterial:

  • 1 Verbandpäckchen K (klein)
  • 3 Verbandpäckchen M (mittel)
  • 1 Verbandpäckchen G (groß)
  • 1 Verbandtuch 60 x 80 cm
  • 6 Kompressen 10 x 10 cm (steril, max. paarweise verpackt)
  • 2 Augenkompressen
  • 2 Fixierbinden 4 m x 6 cm
  • 2 Fixierbinden 4 m x 8 cm
  • 2 Dreiecktücher
  • 1 Verbandskasten Schere

Wundversorgung:

  • 12 Wundschnellverbände 10 x 6 cm (Pflasterverband)
  • 12 Pflasterstrips 2,5 x 7,2 cm
  • 6 Pflasterstrips 1,9 x 7,2 cm
  • 6 Fingerverbände (12 x 2 cm)
  • 6 Fingerkuppenverbände
  • 1 Heftpflaster 5 m x 2,5 cm

Sonstige Erste Hilfe Materialien:

  • 1 Rettungsdecke 210 x 160 cm
  • 5 Vliesstoff-Tücher 20 cm x 30 cm
  • 4 Feuchttuch zur Reinigung unverletzter Haut
  • 1 Kälte-Sofortkompresse
  • 2 Folienbeutel 30 cm x 40 cm (verschließbar)
  • 4 Einmalhandschuhe
  • 1 Gesichtsmasken zur Beatmung
  • 1 Broschüre mit Erste Hilfe Anweisungen

Eine Auflistung aller Materialien samt konkreter Artikelbezeichnung ist auf der DRK-Website einsehbar.

Defibrillator im öffentlichen Raum: Standorte und Funktionsweise

Automatische externe Defibrillatoren (AED) sind lebensrettende Geräte, welche so entwickelt sind, dass sie von Laien in Notfällen bei einem plötzlichen Herzstillstand eingesetzt werden können. Sie sind einfach zu bedienen und führen den Ersthelfer Schritt für Schritt durch den Prozess.

Im Grunde müssen die Ersthelfer lediglich die Elektroden auf dem Brustkorb der betroffenen Person anbringen und nach der Automatischen Analyse durch den Defibrillator den Schockknopf drücken.

Über die genaue Anbringung der Elektroden und alle weitern zu beachtenden Erste Hilfe Maßnahmen sind im Inneren des Defibrillator Koffers leichte Beschreibungen und Abbildungen zu finden. Viele der AEDs sprechen auch mit der Bedienenden Person und geben konkrete Anweisungen.

Die Defibrillatoren sind mittlerweile an vielen öffentlichen Orten in ganz Deutschland zu finden. AED-Standorte sind gut gekennzeichnet und oftmals frei zugänglich:

  • Öffentliche Gebäude
  • Sport- und Freizeiteinrichtungen
  • Bahnhöfe, Flughäfen, zentralen Bushaltestellen in der Stadt und auf dem Land
  • Schulen und Universitäten
  • Unternehmen und Bürogebäude
  • Freie Plätze und Parks
  • Einkaufszentren
  • Uvm.

Es existieren auch Websites oder Apps, wo die genauen Standorte der Defibrillatoren eingezeichnet sind.

*Die in diesem Artikel aufgeführten Erste Hilfe Maßnahmen ersetzen keinen Erste-Hilfe-Kurs und dienen vielmehr der ersten Orientierung, worauf es bei der Ersten Hilfe ankommt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit der Reihenfolge und der zu ergreifenden Erste Hilfe Maßnahmen besteht nicht.

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