Laut Angaben der Vereinten Nationen haben etwa 4,5 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung. Etwa zwei Milliarden Menschen kommen durch Krankheit und entsprechend teure Behandlungen in finanzielle Schwierigkeiten, 1,3 Milliarden geraten in die Armut. Ein Zustand der aus menschenrechtlicher Perspektive nicht hinzunehmen ist.

Menschenrecht Gesundheit und das Recht auf medizinische Versorgung

Gemäß der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen zählt das Recht auf Gesundheit als Menschenrecht. „Gesundheit und Wohlergehen” ist zudem das dritte der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2023.

Gesundheit ist daher keine persönliche Angelegenheit – die Gesundheitsversorgung betrifft die gesamte Gesellschaft und obliegt daher vielmehr in der Aufgabe der Staaten. Eine funktionierende und für den Einzelnen bezahlbare medizinische Versorgung wird als unabdingbare Voraussetzung für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung eines Staates betrachtet.

Weltweit ist erkennbar, dass viele Menschen durch Krankheit arm werden, oder Arme besonders stark von Krankheit bedroht und betroffen sind. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert daher anlässlich des Internationalen Tag der allgemeinen Gesundheitsversorgung, dass alle Menschen Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung haben, ohne dadurch in finanzielle Not zu geraten.

Internationaler Tag der allgemeinen Gesundheitsversorgung – Entstehung und Ziele des Universal Health Coverage Day

Der Tag der allgemeinen Gesundheitsversorgung, international auch als Universal Health Coverage Day bezeichnet, wird auf Initiierung der Vereinten Nationen jährlich am 12. Dezember begangen. Ziel des Tages ist es, die Gesellschaft auf die Bedeutung der allgemein zugänglichen Gesundheitsversorgung aufmerksam zu machen und die Politik zum weiteren Handeln zu bewegen.

Am 12. Dezember 2012 wurde von den Vereinten Nationen eine entsprechende Resolution verabschiedet, worin alle Staaten dazu aufgefordert werden die allgemeine Gesundheitsversorgung als wichtiges Entwicklungsziel zu betrachten und entsprechende Maßnahmen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung zu ergreifen.

Gesundheitsversorgung in Deutschland

Flächendeckend:

Trotz Ärztemangel auf dem Land und einem nahezu bundesweiten Mangel an Pflegefachkräften hat Deutschland im internationalen Vergleich ein verhältnismäßig gutes Gesundheitssystem. So ist die allgemeine Gesundheitsversorgung nahezu flächendeckend gewährleistet, wenn auch aufgrund des Fachkräftemangels vor allem in Facharztpraxen mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist.

Erschwinglich und dennoch teuer:

Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist zudem für alle, ob berufstätig oder arbeitslos, erschwinglich, da sie auf einem solidarischen Krankenversicherungssystem aufbaut. Der aktuelle Beitragssatz für die Gesetzliche Krankenversicherung beträgt 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens, wobei auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte fällt.

Die Kosten für den Staat und somit unweigerlich für die Beitragszahler könnten jedoch in den kommenden Jahren ansteigen. Aufgrund des demografischen Wandels zahlen zukünftig immer weniger Menschen ein, während in einer alternden Gesellschaft immer mehr Menschen auf Leistungen aus der Kranken- und Pflegekasse angewiesen sein werden.

Solidarisch und exklusiv:

In Deutschland sind rund 90 Prozent der Bevölkerung gesetzlich krankenversichert, was auf der allgemeinen Versicherungspflicht beruht. Arbeitslose Menschen sind nicht beitragspflichtig und werden vom Arbeitsamt bzw. durch die Arbeitslosenversicherung getragen – zählen daher zu den gesetzlich versicherten.

Knapp zehn Prozent sind bei einer privaten Krankenversicherung (v.a. Selbstständige). Während gesetzlich Versicherte mit längeren Wartezeiten zu rechnen haben, bekommen diese meist schneller einen Facharzttermin und genießen mehr Zusatzleistungen (z.B. in der Zahnmedizin).

Qualitativ hochwertig:

Die Arztausbildung an den Universitäten und in den Krankenhäusern sowie die Berufsausbildung von Pflegefachkräften verschiedener Fachrichtungen gilt in Deutschland als qualitativ hochwertig.

Der Leistungsumfang der Gesundheitsversorgung durch die Krankenversicherung deckt zudem eine breite Palette an medizinischer Versorgung ab. Ob Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, Notfallversorgung oder Rehabilitation – bis zu einem gewissen Grad wird alles von der Gesundheitsversorgung in Deutschland gedeckt.

Recht auf Gesundheit – Lücken in der deutschen Gesundheitsversorgung

Trotz flächendeckender Gesundheitsversorgung in Deutschland fallen manche Menschen hierzulande aus dem Raster.

Obdachlose Menschen ohne festen Wohnsitz haben oft keine Krankenversicherung. Sie haben oftmals keinen Kontakt zu sozialen Institutionen und ohne Adresse oder offizielle Dokumente fehlt es am Zugang zur medizinischen Versorgung.

Menschen ohne regulären Aufenthaltsstatus haben ebenfalls oft keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung. Aus Angst vor Stigmatisierung oder rechtlicher Verfolgung durch die Behörden wollen sie ihren Aufenthaltsstatus nicht offenlegen und meiden daher gesetzliche Gesundheitsdienste.

Selbstständige mit geringem Einkommen (z.B. Gründer am Anfang ihrer Karriere), ältere oder ärmere Menschen (z.B. Minijober, Studierende ohne Familienversicherung, Senioren nach Selbstständigkeit) mit Beitragsrückständen laufen ebenfalls Gefahr ohne Gesundheitsversorgung dazustehen. Zwar besteht trotz rückständiger Beitragszahlung ein Anspruch auf Notfallversorgung, allerdings nur eingeschränkter Zugang zu Routinebehandlungen.

In manchen Kommunen gibt es für die genannten Fälle mobile Gesundheitsdienste oder gar anonymisierte Kliniken, die von kirchlichen oder anderen Organisationen bereitgestellt werden. Staatlich organisiert oder gar flächendeckend sind diese jedoch nicht.

Die Gesundheitsversorgung in Deutschland gilt somit zwar flächendeckend, allerdings bestehen noch immer kleine Lücken beim Menschenrecht auf Gesundheit, die es zu schließen gilt.

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