Wissenschaftler und Mediziner forschen weltweit an Impfstoffen und Medikamenten, die gegen Sars-CoV-2 helfen könnten. Die Liste der Forschungsprojekte ist lang. Dabei liegen viele Hoffnungen für eine erfolgreiche Therapie auf Antikörpern aus dem menschlichen Blutplasma von vollständig genesenen Covid-Erkrankten.

Wenn die Antikörper in ausreichender Zahl im Blutplasma der ehemals Infizierten zu finden sind, wäre es möglich dieses Plasma Covid-19 Patienten zu injizieren. Die Antikörper könnten dann eine entsprechende Zahl Viren neutralisieren. Wenn die Behandlung rechtzeitig erfolgt, könnte das Symptome lindern und dem Immunsystem der Erkrankten mehr Zeit verschaffen, selbst Abwehrmoleküle zu bilden.

Erkrankte mit Blutplasma von genesen – und damit immunen – Patienten zu therapieren ist keine völlig neue Behandlungsmethode. Im Gegenteil, bereits bei anderen Epidemien wie der Spanischen Grippe (1918-1920) oder der Masern-Epidemie in den USA (1930) wurden solche Immunplasma-Therapien erfolgreich angewendet.

Erste Ergebnisse zeigen, dass eine derartige Therapie auch bei SARS-CoV-2 Viren wirken könnte. Chinesische Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben mehrere Antikörper identifiziert, die für ein Medikament zur Behandlung von Covid-19 infrage kommen könnten. Die aus dem Blut genesener Patienten isolierten Antikörper könnten „äußerst wirksam“ die Fähigkeit des neuartigen Coronavirus in Zellen einzudringen blockieren, sagt Zhang Linqi von der Tsinghua-Universität in Peking.

Forschung zu Antikörper-Therapien kommt auch in Deutschland voran

Die Transfusionsmedizinische und Hämostaseologische Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen hat jetzt als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland die behördliche Erlaubnis zur Herstellung von therapeutischem Plasma zur Behandlung von schwer erkrankten COVID-19 Patienten erhalten, wie das Uniklinikum am 5. April in einer Pressemitteilung bekannt gab.

„Aktuelle wissenschaftliche Daten weisen darauf hin, dass durch COVID-19 Immunplasma eine deutliche Abschwächung der lebensbedrohlichen Verläufe möglich ist“, so Professor Holger Hackstein, Leiter der Transfusionsmedizin. Aktuell liegen 19 Covid-19 Patienten im Uni-Klinikum Erlangen, darunter elf auf einer Intensivstation. „Wenn unsere Initiative erfolgreich ist – die in gleicher Art und Weise auch in Kürze in einigen anderen Universitätskliniken startet – so könnte dieses Verfahren die Therapie erheblich verbessern.“

Das Uni Klinikum in Erlangen darf nun das Covid-19-Immunplasma für schwerkranke Patienten herstellen und anwenden. Am vergangenen Donnerstag hatte Professor Hackstein hierfür ehemalige Corona-Patienten in Franken zu einer Blutplasmaspende aufgerufen. Innerhalb weniger Stunden hatten sich über 200 Personen gemeldet, die an COVID-19 erkrankt waren und Blutplasma spenden wollten. „Aufgrund der äußerst positiven Resonanz auf unseren Spendenaufruf an ehemalige Corona-Patienten kann die Apherese-Plasma-Produktion ab sofort starten“, sagt Hackstein.

Die ehemaligen COVID-19-Patienten werden nun einzeln evaluiert. „Wichtig war, dass sie einen positiven Coronavirustest zu Beginn und möglichst zwei negative Test am Ende der Erkrankung nachweisen konnten. Die Blutplasmaspende dauert ungefähr 45 Minuten und ist für die Spender nicht belastender als eine normale Blutspende“, erläutert Prof. Hackstein. Ihr Körper hat nach einer COVID-19-Infektion spezifische Antikörper gegen das Virus gebildet, die nun mit einer Apheresemaschine aus dem Blut gewonnen werden.

Damit könnten lebensbedrohliche Verläufe des neuartigen Coronavirus deutlich abgeschwächt werden. Wie es auch die ersten Beobachtungen aus China zeigen. Dennoch bedarf es kontrollierter Studien zur Evaluation der Wirksamkeit der Therapie, die zum jetzigen Zeitpunkt noch fehlen. Studien.

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