In Deutschland leben rund 90.800 Menschen mit HIV. Die Tendenz der Neuinfektionen ist in den vergangenen Jahren zwar sinkend, allerdings wissen rund 8.900 Menschen noch nichts von ihrer HIV-Infektion und erhalten daher keine Behandlung. Unter anderem aus diesem Grund erkranken rund 800 Menschen in Deutschland jährlich an AIDS, obwohl es mit der entsprechenden Behandlung von HIV vermeidbar wäre.
Was ist HIV und Was ist AIDS?
AIDS und HIV werden oftmals in einem Atemzug genannt und stehen auch im direkten Zusammenhang. Allerdings werden die Begrifflichkeiten oft fälschlich verwendet. Der Unterschied zwischen HIV und AIDS ist jedoch einfach erklärt.
HIV steht für „Human Immunodeficiency Virus”. Das HI-Virus attackiert gezielt das Immunsystem, indem es Zellen der Immunabwehr schädigt. Dadurch wird der Körper anfällig für Erkrankungen, die ansonsten eher unproblematisch verlaufen.
Bleibt eine HIV-Infektion unbehandelt, kann sie zu AIDS führen. „Acquired Immunodeficiency Syndrome” (o.a. Erworbenes Immunschwächesyndrom) ist eine schwerwiegende Erkrankung, wobei das Immunsystem so geschädigt und geschwächt ist, dass der Körper sich nicht mehr effektiv vor Infektionen jeglicher Art schützt.
HIV ist demnach das übertragbare Virus, wohingegen AIDS eine Erkrankung ist, die sich entwickeln kann, wenn eine HIV-Infektion unentdeckt und somit unbehandelt bleibt.
HIV-Übertragung – so kommt es zur HIV-Infektion
Eine AIDS-Übertragung, wie oftmals fälschlich bezeichnet, findet also nicht statt. Betroffene Personen infizieren sich mit dem HI-Virus und gelten dann als HIV-positiv. HIV wird durch Körperflüssigkeiten übertragen, in denen das HI-Virus in hoher Konzentration enthalten ist.
Der häufigste Übertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Denn HI-Viren sind im Sperma sowie in Vaginalflüssigkeit enthalten. Bei vaginalem oder analem Geschlechtsverkehr ohne Kondom ist das Ansteckungsrisiko daher sehr hoch.
Auch im Blut ist die HIV-Konzentration sehr hoch. Aus diesem Grund ist bei der Wundversorgung durch Ärzte, Gesundheits- und Pflegepersonal oder bei Unfällen von Ersthelfern stets auf das Tragen von Handschuhen und entsprechendem Schutz zu achten.
Durch unsachgemäße medizinische Praktiken oder das Wiederverwenden von Nadeln etwa in der Drogenszene besteht ebenfalls ein hohes Übertragungsrisiko.
In Ländern mit unzureichenden Kontrollmaßnahmen kann es durch Blutfusionen oder Organtransplantationen zur HIV-Übertragung kommen. In den meisten Ländern werden Blutspenden jedoch regelmäßig auf HIV getestet, wodurch das Übertragungsrisiko auf diesem Weg gesunken ist.
Die HIV-Übertragung von Mutter zu Kind kann während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder durch Stillen passieren. Sollte die HIV-Infektion bei der Mutter bekannt sein, kann das Übertragungsrisiko auf das Kind durch die Einnahme antiretroviraler Medikamente reduziert werden.
HIV wird nicht übertragen durch:
- Händeschütteln, Umarmen, allg. Berührungen
- Mücken- oder Insektenstiche
- Trinken aus demselben Glas
- Benutzung gemeinsamer Toiletten
- Küssen (außer bei blutenden Verletzungen im Mund)
Inkubationszeit und HIV-Symptome
Meist zwischen zwei bis drei Wochen nach der Infektion mit dem HI-Virus treten bei einem Teil der Infizierten Symptome eines viralen Infektes auf. Die HIV-Infektion wird daher zunächst oft als Grippe oder Erkältung verkannt. Gängige HIV-Symptome in der akuten Phase sind:
- Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
- Geschwollene Lymphknoten
- Glieder- und Kopfschmerzen
- Hautausschlag
- Müdigkeit
- Fieber
Die Symptome dauern wie ein grippaler Infekt nur einige Tage, manchmal Wochen an und klingen von selbst ab. Danach folgt die Latenzphase, ein in der Regel symptomfreies bzw. symptomarmes Stadion. Dieses kann mehrere Monate oder auch Jahre andauern.
Gelegentlich treten immer wieder leichte Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust oder wiederkehrende Haut- oder Pilzinfektionen auf. Das HI-Virus ist weiterhin aktiv und schwächt das Immunsystem immer weiter, wenn auch langsam. Bleibt die HIV-Infektion unentdeckt und somit unbehandelt, kann sie in das AIDS-Stadium übergehen.
AIDS-Symptome
Laut Robert-Koch-Institut ist der Anteil an AIDS-Erkrankungen in den ersten beiden Jahren nach der Infektion mit HIV noch gering. Studien zeigen hingegen, dass unter Personen mit unbehandelter HIV-Infektion nach zehn Jahren etwa 50 Prozent an AIDS erkrankt sind.
Ohne Behandlung wird das Immunsystem von an AIDS-Erkrankten immer schwächer und der Körper anfälliger für kleinere Infektionen, die normalerweise ungefährlich sind, aber für Menschen mit schwachem Immunsystem schwere Erkrankungen (z.B. Lungenentzündung) verursachen.
Typische AIDS-Symptome sind unter anderem:
- Starke und schnelle Gewichtsabnahme
- Müdigkeit und Schwächeanfälle
- Hautausschläge und Hautflecken
- Weiße Flecken (Pilzinfektionen) im Mund
- Lang andauerndes Fieber
- Atemprobleme und Husten (als Folge von Lungenentzündungen)
- Ohne Behandlung schreitet die AIDS-Erkrankung unweigerlich fort und führt innerhalb weniger Jahre zum Tod.
HIV-positiv – Leben mit HIV
Eine HIV-Infektion ist unheilbar. Wer sich mit dem HI-Virus infiziert, ist nach dem aktuellen medizinischen Stand auf eine lebenslange Behandlung angewiesen. Die gute Nachricht: Die meisten Menschen können heutzutage erfolgreich behandelt werden und eine lange Zeit mit dem HI-Virus leben, ohne an AIDS zu erkranken.
Menschen, die HIV-positiv sind, werden mithilfe von antiretroviralen Medikamenten behandelt. Diese zielen darauf ab, das Immunsystem zu stärken, die Viruslast im Körper zu reduzieren und dadurch auch eine weitere HIV Übertragung zu verhindern.
Denn bei Menschen, die erfolgreich gegen HIV behandelt werden, sinkt die nachweisbare Viruslast im Blut. Dadurch gilt sie als n=n – also nicht nachweisbar = nicht übertragbar. Dennoch empfiehlt sich ein verantwortungsvoller Umgang, etwa durch die Nutzung von Kondomen bei Geschlechtsverkehr oder anderen Situationen, in denen es zum Austausch von Körperflüssigkeiten kommt.
Welt AIDS Tag – Entstehung eines Welttages
AIDS wurde am 1. Dezember 1981 in den USA als eigenständige Erkrankung anerkannt. Seit Beginn der Epidemie sind über 40 Millionen Menschen an den Folgen von AIDS gestorben (davon 32.000 in Deutschland).
Heute leben weltweit etwa 39 Millionen Menschen mit HIV. Etwa ein Viertel der Infizierten erhalten keine medikamentöse Behandlung. 2022 starben dadurch weltweit 630.000 Menschen an den Folgen der HIV / AIDS Erkrankung. Am stärksten betroffen sind die Regionen des südlichen Afrikas, Osteuropa und Zentralasien.
Die Vereinten Nationen haben 1988 den 1. Dezember zum weltweiten Gedenktag für an HIV und AIDS verstorbene Menschen erklärt. Gelichzeitig soll an diesem Tag die Solidarität mit jenen bekräftigt werden, die mit dem HI-Virus infiziert sind.
Nicht nur soll dadurch einer gesellschaftlichen Stigmatisierung und Diskriminierung entgegengewirkt werden. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene werden über HIV-Übertragung und die Risiken von AIDS aufgeklärt und davor sensibilisiert.
Der Welt AIDS Tag wird in Deutschland von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Zusammenarbeit mit der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe organisiert. Am 1. Dezember finden in Deutschland daher jährlich zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen statt – egal ob an Schulen, Universitäten oder in Fußgängerzonen. Weitere Informationen auf welt-aids-tag.de.