Pacura med Heilerziehungspfleger P.Sonntag

Einen Termin bei Gericht. Wer Peter kennt weiß, dass das bei ihm keine Seltenheit ist. Gewiss nicht, weil Peter etwas verbrochen hat, sondern aufgrund seines außergewöhnlichen Hobbies. Peter ist seit knapp zwei Jahren Schöffe am Landgericht Nürnberg. In seiner Funktion wohnt er als ehrenamtlicher Richter Gerichtsverhandlungen bei. „Das Schöffentum hat in Deutschland eine sehr alte Tradition“, sagt Peter. „Es gibt verschiedene Arten von Schöffen. Es gibt Schöffen am Amtsgericht, Schöffen am Landgericht und Jugendschöffen, die bei den Jugendkammern bzw. Jugendschöffengerichten zum Einsatz kommen. Ich bin Hauptschöffe am Landgericht Nürnberg.“

Durch einen Artikel im Gemeindeblatt war Peter vor zwei Jahren darauf aufmerksam geworden, dass Schöffen gesucht werden. Nach einer kurzen Recherche entschloss er sich für das Ehrenamt zu bewerben. „Kurz vor knapp kam dann die Einladung zur Informationsveranstaltung und anschließend auch das Schreiben zur Berufung als Hauptschöffe beim Landgericht Nürnberg/Fürth“, erzählt der Heilerziehungspfleger. In seiner Bewerbung hatte Peter bereits zuvor ausgeschlossen, als Jugendschöffe tätig zu sein. „Ich will nicht über junge Menschen urteilen müssen“, begründet Peter diese Entscheidung.

Schöffinnen und Schöffen werden für eine Amtsperiode von fünf Jahren gewählt. Eine spezielle oder fachliche Vorbereitung auf das Ehrenamt benötigte Peter nicht. „Man muss das einfach auf sich zukommen lassen“, erklärt er. „Jeder Richter ist anders, jeder Fall und auch jeder Saal. Man muss sich gut auf die Situation einstellen können. Vor allem muss man wach und aufmerksam bleiben und interne Kompetenzen nicht überschreiten.“

„Es ist Aufgabe eines Schöffen bei der Urteilsfindung und dabei beispielsweise auch über die Länge des Urteils mitzusprechen. Das ist dann spannend. Bei einem meiner ersten Fälle habe ich recht lange mit dem Richter über die Dauer der Bewährungsstrafe diskutiert. Am Ende haben wir uns auf einen Kompromiss geeinigt“, erzählt Peter. „Bei großen Strafkammern können Schöffen auch ein Urteil kippen, allerdings nur wenn sie sich einig sind.“

Vom Friseur zum Heilerziehungspfleger

Bereits seit über 30 Jahren ist Peter als Heilerziehungspfleger tätig. „Mit Vorpraktikum und allem Drum und Dran bin ich bei 34 Jahren“, sagt er. Zuvor hatte Peter bereits eine Ausbildung zum Friseur-Gesellen abgeschlossen. Aufgrund einer Berufsallergie musste Peter jedoch umschulen. „Nach meiner Bundeswehrzeit im Grundwehrdienst habe ich einen Job in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung hier in der Nähe angenommen und das hat mir gefallen. Ich dachte mir: „Das ist ja ein sau cooler Job“ und nach eineinhalb Jahren habe ich mich dazu entschieden, dass ich die Umschulung mache.“

Es gab auch Zeiten da habe ihm sein Beruf keinen Spaß gemacht, erzählt Peter. In seiner Zeit als Dauernachtwache sei er mit der Zeit auch etwas demotiviert worden, da er die Arbeit unterm Tag mit den behinderten Menschen vermisst hat.

„Es macht mir wieder Spaß zu arbeiten“, sagt Peter. Ein Grund dafür sei auch seine bewusste Entscheidung für die Zeitarbeit gewesen. „So bin ich nicht mehr fester Bestandteil eines Teams und kann die Geschichte ein wenig mehr von außen betrachten.“ Diese Unabhängigkeit ist Peter sehr wichtig.

Pacura med habe Peter online gefunden. „Das Bewerbungsgespräch war bereits sehr angenehm. Ich habe damals gleich gesagt, dass ich Schöffe bin, damit sie wissen, dass ich ab und zu nicht zur Verfügung stehe“, erzählt er. An rund elf Terminen im Jahr wird Peter als Schöffe ins Gericht berufen. An diesen Tagen ist sein Arbeitgeber verpflichtet ihn frei zu stellen. „Ich werde an den Verhandlungstagen freigestellt und was ich ganz toll finde ist, dass Pacura med mich weiterbezahlt. Das müssten Sie nicht“, sagt Peter. Er könne das fehlende Gehalt auch über die Landesjustizkasse beziehen. Das wäre jedoch mit einigen bürokratischen Umständen verbunden. „Das fällt alles weg. Ich finde das eine sehr gute Sache und es zeigt mir, dass man mich und das Ehrenamt unterstützt. Ich finde das sehr verantwortungsbewusst.“

Auch in Sachen Mitarbeiterpflege ist Peter von seinem Arbeitgeber überzeugt – egal ob ein Rituals Set oder das Päckchen zu Ostern. Da habe ich mir gedacht: „Das ist ja eine coole Geschichte. Ich mache meinen Job schon sehr lange und man wird in den Einrichtungen eigentlich nirgends so schön, nett und witzig betreut, wie es bei Pacura med der Fall ist.“

Zeit zum Entspannen

„Ich bin eine Mischung aus stinkfaul, neugierig, interessiert und offen“, sagt der sympathische Heilerziehungspfleger über sich selbst. „Ich lache gern und mache gerne Witze, wobei meinen Humor nicht immer jeder versteht.“ Außerdem verbringt Peter seine freie Zeit am liebsten in der Natur. Ob im Wald oder in seinem Garten, Peter genießt es draußen zu entspannen. „Es ist eher ein kleines Gärtchen aber es reicht, um ein bisschen raus und runter zu kommen. Da ich auf dem Land wohne, habe ich es aber auch nicht weit bis zum nächsten Wald. Zweimal umfallen und ich bin da“, erklärt Peter.

Für nächstes Jahr haben er und sein Nachbar ein gemeinsames Hochbeet im Garten geplant. „Das wird eine etwas aufwändigere Geschichte und braucht Zeit, bis sich das alles entwickelt, v.a. auch die Bodenqualität. In den vergangenen Jahren hatte ich auf meinem Balkon bereits verschiedene Pflanzen in Töpfen angepflanzt“, erzählt Peter, „nur die Herztomaten wollten nichts werden.“ Grund dafür sei eine kleine Maus gewesen, die den Strunk der Tomate unten angefressen hatte. „Sehr ärgerlich. Wenn sie wenigstens die Tomaten gegessen hätte, dann hätte ich überhaupt nichts dagegen gehabt. Da hätte ich gesagt, okay laden wir die Maus zum Essen ein. So hatten wir beide nichts davon.“

Zum Abschied erzählt Peter die Geschichte, die hinter seinem Bild steckt. Das habe er einmal für eine Kandidatur für ein öffentliches Amt benutzt. „Bis letztes Jahr war ich bei den Grünen im Landkreis Neumarkt i. d. Opf. „Ich habe für den Bezirkstag kandidiert. Es hat zwar nicht gereicht, um rein zu kommen, aber das war auch nicht geplant. Ich war Zweitkandidat. Zweitkandidaten sind Stimmensammler und dafür habe ich sehr gut abgeschnitten. Ich konnte mich um zwei Plätze verbessern und mit diesem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.“

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